Irland

Irland: der Süden

18. März 1849:
auf der Dunbrody nach New York
Youghal, Irland

Noch schreiben wir Donnerstag, den 29. Oktober 2015. Nach einem Stadtrundgang durch Youghal, einem kleinen Ort an der Mündung des Blackwater Flusses, das einst Kulisse für den Film "Mobi Dick" war,

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kurven wir auf erfreulich gut ausgebauter Straße knapp 100 Kilometer in nordöstlicher Richtung bis nach New Ross.

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Hier an der Mündung des River Nore kaufen wir uns zwei Tickets für die Fahrt nach New York, 2. Klasse. Kosten: vier Monatslöhne. Wir schreiben das Jahr 1849.

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Die Dunbrody soll ein relativ sicheres Schiff sein. Kommen bei vielen Fahrten der Konkurrenz oft nur die Hälfte der Passagiere lebend in Amerika an, soll der Käpt'n der Dunbrody gut für seine Passagiere sorgen. Die meisten sind schon vom Hunger geschwächt oder sogar krank.

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Das Schiff selbst transportiert schon seit Jahren Holz und Guano von Quebec nach Irland. Auf dem Rückweg nach Canada gab es bis vor der großen Hungersnot in Irland keine Ladung. Mittlerweile wandern jährlich hunderttausende aus und die Frachter nehmen auf dem Weg nach Amerika und Canada Flüchtlinge mit an Bord.

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Der Dreimaster ist also als Frachter und nicht zum Transport von Personen gebaut. Komfort ist auf dem 53 Meter langen Schiff nicht zu finden. An Bord werden 200 bis 300 Passagiere erwartet.

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Der Arbeitsplatz des Steuermannes. Open Air bei jedem Wetter. Die Überfahrt wird ungefähr sechs Wochen dauern.

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Die meisten Passagiere fahren zweite Klasse. Vielleicht haben sie das Ticket sogar von Verwandten bekommen, die bereits die Überfahrt nach Amerika geschafft hatten.

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In Amerika werden Arbeitskräfte dringend gesucht. Man baut Eisenbahnlinien und rodet Wälder für den Ackerbau. Ein Sprichwort sagt: es gibt die Kraft des Windes und die des Wassers, aber die stärkste Kraft sei die Arbeitskraft eines Iren.

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Die Mannschaft hat ihren eigenen Schlafbereich ganz vorne im Schiff. Der bewegt sich in den Wellen zwar am heftigsten, dafür hat jeder Matrose seine eigene Koje.

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Der Schiffskoch sorgt nur für den Käptn und die Crew, sowie die wenigen Passagiere mit den teuren Tickets der ersten Klasse.

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Die Kajüte des Kapitäns

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und die der 1st Class Reisenden.

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Verpflegung wird vom Schiff gestellt, es gibt 3 Liter Wasser pro Tag zum Kochen und Trinken. Zwieback, Mehl, Reis oder Kartoffeln: was hier im Korb liegt muss für eine Woche reichen.
Auf Deck gibt es zwei Feuerstellen für die Zwischendeckler, wie die Passagiere der zweiten Klasse genannt werden. Eine Stunde am Feuer steht jedem Passagier zur Verfügung. Dann können aus dem Mehl und Wasser Fladen zubereitet oder der Reis oder Kartoffeln gekocht werden.
Bei schlechtem Wetter bleibt das Oberdeck aber geschlossen. Es kann mehrere Tage dauern, bis das Wetter besser wird und so lange wird eben nicht gekocht. Wer dann keinen Zwieback mehr hat, muss seine Lebensmittel roh essen.

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Hier werden zwei- bis dreihundert Zwischendeckler die nächsten Wochen verbringen. Toiletten und Waschbecken gibt es keine. Holzeimer stehen bereit und können über Deck geleert werden, allerdings nur bei gutem Wetter.

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Zwischen 1848 und 1950 verließen sechs Millionen Iren ihre Heimat.

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